Vitamin-B

Die Berlinerin war heute da. Hol dir dein Leben zurück, hat sie gesagt. Klingt dramatisch, aber sie hat Recht. Unser Gespräch hat nicht lange gedauert, aber sie hat alles auf den Punkt gebracht. Sie hat mir eigentlich nichts Neues erzählt, aber sie hat all meine Gedanken laut ausgesprochen. Manchmal tut’s einfach gut einen Spiegel vorgehalten zu bekommen. Aber auch eigene Beobachtungen bestätigt zu kriegen. Jetzt muss ich’s nur noch umsetzten!

War doch gar nicht schwer! Kann man Entscheidungen fällen auch üben? Ich glaube ja. Was ist eigentlich das schlimmste, was mir passieren kann? Wie sicher ist mein Leben? Kann ich es völlig vermurksen? Was sind die schlimmsten Ängste? Krankheit, Armut, Einsamkeit? Nichts von dem scheint gleich um die Ecke zu lauern. Ich schreibe das und kann nicht verhindern, breit über mich selbst zu grinsen. Mir geht’s richtig gut, ich habe alles, viel mehr als ich eigentlich brauche. Jammern sollen andere, ich bin eigentlich sehr dankbar für was ich habe.

Ich habe Mühe Entscheidungen zu treffen. Wieso eigentlich? Wohl weil ich ein Angsthase bin. Ich habe Angst, die falsche Entscheidung zu treffen und deshalb treffe ich lieber keine. Und schwebe dann im Raum.
Hatte im Urlaub einen Streit mit dem Murmeltier deswegen, weil ich beim Autofahren hätte lotsen sollen und wenn ich nicht weiter wusste habe ich manchmal nichts gesagt, statt mich einfach für eine Richtung zu entscheiden. Aber lieber in die falsche Richtung fahren und wieder umdrehen, als einfach stehen zu bleiben oder schlimmstenfalls gar einen Unfall zu produzieren.
Keine Entscheidungen zu treffen macht auch manipulierbar. Alle wissen, dass sie mich sowieso überreden können, weil ich so leicht umzustimmen bin. Es ist zwar schön, flexibel zu sein, aber es ist frustrierend zum Spielball zu werden, weil man so gar keine eigene Linie hat.

Die Lösung liegt auf der Hand und ich kann sie nur selber anpacken.